Inhalt

Das Wappen von Schönenwerd

Wappen

Es ist eine Schöpfung des 20. Jahrhunderts und also erst etwa 90 Jahre alt. Seine Entstehungsgeschichte ist aber nicht ohne eine kleine Kuriosität.

Die alte dörfliche Gemeinschaft, wie sie bis 1798 bestand, nannte sich zwar „Gemeinde“, stand aber unter des Probstes Vorsteherschaft und war in keiner Weise ein rechtliches Gebilde im heutigen Sinne. So führte sie auch weder Wappen noch Siegel. Wenn die „Bursami“ geschlossen auftrat, unterzeichneten ein paar schreibkundige Bauern mit ihren Namen.

Erst 1798, beim Sturz der alten Solothurner Herrschaft, wurden Stift und Gemeinde voneinander getrennt. Zu eigentlicher Selbständigkeit gelangte die Gemeinde aber erst 1830. Und da taucht nun auch zum ersten Mal ein Schönenwerder Wappen auf. Wie man darauf gekommen war, ist nirgends protokolliert. Es war merkwürdig fremdartig: drei gekrönte Häupter auf hellblauem Grund, die mit der Geschichte des Dorfes in keinem Zusammenhang standen. Man machte sich darüber keine Gedanken und brauchte es während rund hundert Jahren auf den Kanzleischriften und auf Vereinsfahnen. Erst um 1920 kam man dem Irrtum auf die Spur: Bei dem Wappen handelte es sich in Wirklichkeit um das des Zürcher Rittergeschlechts „Von Schönenwerd“ bei Dietikon. Es soll eigentlich aus drei gekrönten Löwenköpfen bestanden haben, die man aus Missverständnis in Männerköpfe umgedeutet hatte.

Darauf beschloss die Gemeindeversammlung, das falsche Wappen nicht weiterzuführen und an dessen Stelle das der Freiherren von Falkenstein, der letzten Kastvögte auf Schloss Gösgen, mit den Farben Rot-Weiss-Schwarz zu wählen. Als Symbol der Stiftsherrschaft sollte der Bohrer des hl. Leodegar als Wappenbild beigefügt werden, das Sinnbild seines Martyriums. Darüber entbrannte in der Folge ein heftiger Streit mit der Bürgergemeinde, die als Wappenbild die Vollfigur des Heiligen wünschte, die Einwohnergemeinde in der Sache als unzuständig erklärte und bereit war, bis vor Bundesgericht zu gehen. Schliesslich fand man sich aber zu einem Kompromiss, indem man auf die Figur des hl. Leodegar verzichtete und als Wappenbild eine Lilie auf rotweissschwarzem Grund wählte. Begründung: Der dreifarbige Grund sollte an die Schutzherrschaft der Falkensteiner erinnern, die Lilie an die Marienverehrung im Stift, durch die Schönenwerd zum Wallfahrtsort geworden war. – Der Entwurf mit dem hl. Leodegar als Vollfigur aber ist von der Bürgergemeinde in ihr Siegel aufgenommen worden, das sie noch heute führt.